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Gymnasium Weil der Stadt: Podiumsdiskussion zu Weltanschauungen


Foto: Gymnasium Weil der Stadt

Ein Gespräch mit einem Bürger von Weil der Stadt lieferte für den Schulleiter des ansässigen Johannes-Kepler-Gymnasiums den Anstoß eine schulinterne Podiumsdiskussion mit Vertretern von Religionen und Weltanschauungen durchzuführen. Ziel der Veranstaltung war auf Fragen zu antworten, die die Schüler vorab ausgearbeitet hatten. Die die durch Toleranz und Austausch geprägte Veranstaltung war beispielhaft dafür wie die Vorstellung der Vielfalt von Weltanschauungen Schule machen könnte.

Der Johannes-Kepler-Saal des gleichnamigen Gymnasiums in Weil der Stadt war am Mittwoch den 15. Februar um 9:25 Uhr bis auf den letzten Platz besetzt mit den Schülern der Oberstufe. Der Anlass war eine schulinterne Podiumsdiskussion zum Thema Religion und Weltanschauung, zu der vier Vertreter unterschiedlicher Weltanschauungen eingeladen worden waren, um die Fragen der Schüler zu beantworten. Die Referenten waren Pfarrer Gruber für die katholischen Kirche in Weil der Stadt, Pfarrerin Ulmer für die evangelischen Kirche in Weil der Stadt, Imam Koç für die DITIB Moschee in Leonberg und Dr. Schwarz für die Giordano-Bruno-Stiftung (GBS).

In den Wochen zuvor hatten sich die Schüler in den Ethik- und Religionsstunden intensiv auf diesen Tag vorbereitet und insgesamt sechzig weltanschauliche Fragen ausgearbeitet, die den Referenten vorab geschickt wurden. Die Fragen spannten dabei einen großen Bogen: Von der Rolle, die die allgemeinen Menschenrechte für die jeweiligen Weltanschauungsgemeinschaft spielen, über das (Spannungs-)Verhältnis von Religion und Wissenschaft bei der Erklärung der Welt, bis hin zur Frage, welche Rolle Religionen bei Kriegen und Konflikten einnehmen und ob sie eine privilegierte Position in Staaten mit offenen Gesellschaften innehaben sollten.

Pünktlich um 9:30 Uhr begann dann die Veranstaltung mit einer freundlichen Begrüßung durch den Schulleiter Dr. Rolf Bayer. Danach übernahm Silas Zäh als erster Schülersprecher die Moderation zusammen mit der stellvertretenden Schulleiterin Claudia Winter-Baker.

Um die große Zahl an Fragen im Rahmen der angesetzten 90 Minuten zumindest in Teilen besprechen zu können waren aus diesen vorab fünf Leitfragen formuliert worden, die die Referenten beantworten sollten:

1) "Wie ist die Position ihrer Weltanschauungsgemeinschaft zum Thema Menschenrechte und Gleichberechtigung sowie zum Thema sexuelle Selbstbestimmung." 2) "Müsste die Bibel nicht angepasst werden, weil eine heute verfasste Bibel ganz anders aussehen würde als die, die wir haben." 3) "Wie stehen sie zur Schöpfungsgeschichte und zur metaempirischen Frage" 4) "Wie kommt es, dass Religion immer wieder zu kriegerischen Konflikten benutzt wird? Ist die in Religionen geforderte Missionierung ein Grund?" und 5) "Wer war Jesus für Sie? Hat er Wunder vollbracht?".

Kurz vor der Veranstaltung hatte der Schulleiter Dr. Rolf Bayer mit den Referenten den geplanten Charakter der Veranstaltung besprochen. Das erklärte Ziel sollte nicht sein, dass ein Streitgespräch zwischen den Referenten entsteht, sondern dass die Fragen der Schüler beantwortet werden und auf die Nachfragen der Schüler eingegangen wird. Dementsprechend verlief auch die Podiumsdiskussion, in der die Redner der Reihe nach ihre jeweilige Position zu den Fragen formulierten. Wie nicht anders zu erwarten gab es zwischen den Standpunkten der Referenten große Unterschiede – die hier jedoch nicht besprochen werden sollen. Dies einerseits, da der Autor dieses Textes gleichzeitig der Referent für die GBS war; andererseits aber auch, weil dies den Rahmen sprengen würde; es den anderen Referenten gegenüber unfair wäre, ihnen nicht die Chance eines Einspruchs zu gewähren; viele der Argumente sich auch leicht auf den Internet-Seiten der Kirchen, der Moscheeverbände und der GBS finden lassen und schließlich – und am wichtigsten – weil das Wesentliche der Veranstaltung nicht die einzelnen Positionen und Argumente der Referenten waren. Das Wesentliche – aus meiner Sicht – war den Schüler und Schülerinnen in einem interaktiven Format einen wertvollen Einblick in unterschiedliche Weltanschauungen zu bieten. Dass die Schüler während der Veranstaltung hellwach und mit guten kritischen Fragen voll dabei waren und auch der Applaus am Ende der Veranstaltung nicht zu verachten war, zeigt, dass dieses Ziel voll und ganz erreicht wurde. Vielleicht war diese Veranstaltung sogar der erste Anlauf für ein Format das zum Nutzen der Schüler im wahrsten Sinne des Wortes "Schule macht".