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Überregionale Termine

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Foto: Frank Nicolai

21. 11.

23:50 Uhr (ARD): Ungewollt schwanger in Deutschland - Der Paragraf und ich

Dokumentarfilm von Luzia Schmid

Deutschland und der Paragraf 218: Abtreibung ist ein gesellschaftliches Tabu. Hindernisse werden den Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch wollen, in den Weg gelegt. Ihr Recht auf Selbstbestimmung müssen sie sich erst erkämpfen. Frauen aus drei Generationen erzählen von dunklen Zeiten, von Kampf und Befreiung, und schwierigen Lebensentscheidungen im Schatten des Paragrafen.

Pionierinnen von damals und junge Frauen heute im Kampf gegen den Paragrafen 218 erzählen, wie sie sich für ein Recht auf Abtreibung einsetzen. Was sie eint, sind ihre eigenen Erfahrungen, die manche dazu bringen, Aktivistinnen zu werden: Alicia Baier fällt auf, dass in ihrem Medizinstudium der Schwangerschaftsabbruch nicht gelehrt und regelrecht tabuisiert wird. Sie organisiert Papaya Workshops, damit die Student:Innen den Eingriff üben können. Als Gynäkologin ist sie mit Anfeindungen konfrontiert, weil sie Abbrüche vornimmt. Für sie ist es Teil ihrer ärztlichen Verantwortung, den Frauen zu helfen.

Lebensgefährliche, illegale Schwangerschaftsabbrüche in den 60ern

Frauen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hatten kein Recht auf Selbstbestimmung. Sie werden schwanger, ob sie wollen oder nicht. Sex vor der Ehe ist ein Tabu, in der Ehe ist er Pflicht, Aufklärung gibt es nicht und Verhütungsmittel sind kaum verfügbar. In ihrer Not gehen die Frauen zu Kurpfuschern. Karin Bergdoll ist eine von ihnen, sie überlebt nur knapp einen illegalen Abbruch. Sie ist eine von 300.000 Frauen, die sich nicht anders zu helfen wussten.

Die einzige Alternative zum lebensgefährlichen, illegalen Abbruch durchleidet Ursa Baur-Weigand. Sie wird als ledige Schwangere zur gesellschaftlichen Außenseiterin, muss ihr Kind heimlich in einem Heim für "gefallene Mütter" zur Welt bringen und es schließlich weggeben. Die eigene Mutter drängt sie zu diesem Schritt.

Die Wut über die Not treibt Anfang der 70er Jahre die Frauen zu Hunderttausenden auf die Straße: Sie fordern "weg mit dem §218". Eine Losung, hinter der sich die Frauenbewegung in ihrem Kampf nach Gleichberechtigung versammelt. Er gipfelt 1971 in der "Stern"-Kampagne "Wir haben abgetrieben", in der sich Frauen öffentlich zu ihrem Schwangerschaftsabbruch bekennen. Es ist ein Gang in die öffentliche Illegalität, den auch Karin Bergdoll gegangen ist. Die Original-"Stern"-Ausgabe hütet sie wie ein Kleinod.