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Kundgebung für Meinungsfreiheit zum 7. Jahrestag des Attentats auf Charlie Hebdo

Montag, 3 Januar, 2022 - 12:00

Die Regionalgruppe Stuttgart der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) veranstaltet am 7.1.2022 von 14.00-16.00 h am Stuttgarter Schlossplatz, Höhe Königstraße 11 (vor der Commerzbank), eine Kundgebung zur Erinnerung an das Attentat auf die Satirezeitung Charlie Hebdo in Paris vor sieben Jahren. Damals wurden neun Mitarbeiter der Zeitschrift und ein Personenschützer ermordet. Wir gedenken auch des französischen Lehrers Samuel Paty, der am 16. Oktober 2020 von einem religiösen Fundamentalisten bestialisch getötet wurde, weil er im Unterricht anhand islamkritischer Charlie-Hebdo-Karikaturen den Begriff der Meinungsfreiheit erklärte.

Gegen diese Angriffe auf die Kunst- und Meinungsfreiheit durch islamistische Attentäter wollen wir ein Zeichen setzen. Einige der satirischen Zeichnungen, die der Grund des Angriffs auf Charlie Hebdo waren, werden wir auf der Kundgebung zeigen. Wir sind der Ansicht, dass das Zeigen islamkritischer Karikaturen zur Normalität werden sollte.

In Deutschland wird die Meinungs- und Kunstfreiheit zusätzlich durch den immer noch existierenden, mittelalterlich anmutenden "Gotteslästerungsparagraphen" §166 StGB eingeschränkt. Dieses Gesetz bedroht denjenigen mit empfindlichen Strafen, der religiöse Bekenntnisse "in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören", und schützt damit Glaubensgemeinschaften unangemessen vor Kritik.

Gegenüber gewaltbereiten religiösen Fundamentalisten klare Kante zu zeigen wäre hierzulande eine Aufgabe für Politik, Medien und Religionsgemeinschaften – auch für Imame. Diskussionen müssen offen und friedlich geführt werden, ohne Empörung anzustacheln oder Opferrollen einzunehmen. Mit aufgeklärten Vertretern einer Religion gibt es keinen Dissens;religiöse Meinungsführer, die zur Gewalt aufrufen, schaden hingegen den Interessen der Mehrzahl der Muslime, die friedlich, liberal und säkular ist.

"Der Islam" darf kein gesellschaftlich oder staatlich geschützter Raum sein, sondern muss Privatsache in einem säkularen Staat werden – in Gleichbehandlung mit anderen Religionen und Weltanschauungen.

Zu dieser Gleichbehandlung gehört allerdings auch, dass die zahlreichen Privilegien der christlichen Religionen wie Kirchensteuereinzug, Religionsunterricht an staatlichen Schulen und Kirchentagszuschüsse endlich abgeschafft werden.

Unser Ziel

Die Regionalgruppe Stuttgart der Giordano-Bruno-Stiftung setzt sich dafür ein, dass die staatliche Bevormundung der Gesamtbevölkerung mit kirchlichen Normen beendet wird. Wir möchten dazu beitragen, dass sich weltanschaulich neutrale Gesetze durchsetzen, die auch die Interessen der konfessionell ungebundenen Menschen berücksichtigen. Das heißt, dass religiös begründete Gesetze und kirchliche Privilegien zu hinterfragen sind.
Gleiche Rechte für alle Weltanschauungen bedeutet nicht, dass christliche Kirchen diskriminiert werden – es geht darum, historische Privilegien und Sonderrechte abzubauen und die Diskriminierung anderer Weltanschauungen zu beenden. Die Vielfalt der Weltanschauungen erfordert einen Staat mit mehr Säkularität und weniger Religiosität.

Zur gbs Stuttgart

Die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs, Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus, www.giordano-bruno-stiftung.de) versteht sich als Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung, der zahlreiche bekannte Wissenschaftler, Philosophen und Künstler angehören. Ziel der Stiftung ist es, die Grundzüge eines logisch konsistenten, naturalistischen Weltbildes sowie einer säkularen, evolutionär-humanistischen Ethik und Politik zu entwickeln und einerinteressierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Stiftung versteht sich in diesem Sinne auch als Interessenvertretung und Sprachrohr aller einem rationalen Weltbild verpflichteten Menschen.

Die Regionalgruppe gbs Stuttgart/Mittlerer Neckar e.V. des Förderkreises der gbs vertritt die Anliegen der Giordano-Bruno-Stiftung auf regionaler Ebene und ermöglicht so eine aktive persönliche Mitarbeit der Förderer vor Ort. Uns eint die Überzeugung, dass eine moderne,an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und einem säkularen Humanismus orientierte Weltanschauung einer aufgeklärten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts angemessen ist.

Die komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts können nicht mit den religiösen Vorstellungen der Vergangenheit gemeistert werden. Wir benötigen ein zeitgemäßes Weltbild, das im Einklang mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen steht, sowie eine Ethik, die sich konsequent an den individuellen Selbstbestimmungsrechten (etwa im Sinne der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte") orientiert. Als Evolutionäre Humanisten treten wir für kritische Rationalität, Selbstbestimmung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit ein.

Im Unterschied zu traditionellen Humanisten begreifen wir den Menschen jedoch nicht mehr als "Krone der Schöpfung", sondern als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution. Letztlich sind auch wir bloß "Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will" (A.Schweitzer), was sich auch in einem verantwortungsvollerem Umgang mit der Tierwelt niederschlagen sollte.