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Stuttgarter Großkirchen verlieren stetig Mitglieder – jetzt nur noch 45,1% der Stuttgarter Bürger

Mittwoch, 27 Mai, 2020 - 12:00

Pressemitteilung der gbs Stuttgart

Bereits vor 2 Jahren waren deutlich weniger als die Hälfte der Stuttgarter Mitglieder der beiden christlichen Großkirchen (47,2 %). In den letzten beiden Jahren ist dieser Wert weiter auf 45,1 % gesunken (siehe Diagramm nächste Seite) – um mehr als ein Prozent jährlich! 1986 betrug der Anteil der Mitglieder in Stuttgart noch fast drei Viertel (74,8 %).

Diese Entwicklung ist unaufhaltsam, da die Zahl durch Todesfälle immer mehr abnimmt. Von den Kindern im Alter von bis zu 6 Jahren sind in Stuttgart nur noch knapp 23,5 Mitglied (vor 2 Jahren noch 25 %). Auch unter Berücksichtigung der anderen christlichen Gemeinschaften (Freikirchen etc.) liegt der Anteil der Christen in Stuttgart inzwischen auf unter 50 %. Ein vergleichbarer Mitgliederschwund ist in Gesamtdeutschland zu beobachten.

Viele Noch-Kirchenmitglieder sind zudem "Taufscheinchristen" – aus familiären Gründen, aus Bequemlichkeit oder – schlimmer – weil sie als Beschäftigte in einer kirchlichen Einrichtung Zwangsmitglieder bleiben müssen.

Der Gottesdienstbesuch liegt bei den Katholiken bundesweit bei ca. 10 %, bei den Evangelischen bei ca. 3 % – Tendenz: stetiger Rückgang der Kirchganghäufigkeit.

Der Anteil der konfessionsfreien Bürger liegt in Stuttgart hingegen bei über 40 %. Damit sind sie die mit Abstand größte Bevölkerungsgruppe.

"Die christliche Prägung der Bevölkerung ist Vergangenheit – aber nicht in der Politik. Es wird höchste Zeit, dass die Politik aufhört, die größte Bevölkerungsgruppe, die Konfessionsfreien, zu diskriminieren", so Werner Koch von der gbs Stuttgart. "Auch in Corona-Zeiten genießen Religionsgemeinschaften ungerecht-fertigte Privilegien – Gottesdienste wurden später eingestellt und durften früher wiederaufgenommen werden als andere vergleichbare Veranstaltungen. Es wird endlich Zeit für eine echte Trennung von Kirche und Staat."



Grafik: Werner Koch, Zahlen: Statistisches Amt der Landeshauptstadt Stuttgart

Weitere Infos: https://gbs-stuttgart.de/content/stuttgarter-konfessionsbindung-weiter-ruecklaeufig

Unser Ziel

Die Regionalgruppe Stuttgart der Giordano-Bruno-Stiftung setzt sich dafür ein, dass die staatliche Bevormundung der Gesamtbevölkerung mit kirchlichen Normen beendet wird. Wir möchten dazu beitragen, dass sich weltanschaulich neutrale Gesetze durchsetzen, die auch die Interessen der konfessionell ungebundenen Menschen berücksichtigen. Das heißt, dass religiös begründete Gesetze und kirchliche Privilegien zu hinterfragen sind. Gleiche Rechte für alle Weltanschau-ungen bedeutet nicht, dass christliche Kirchen diskriminiert werden – es geht darum, historische Privilegien und Sonderrechte abzubauen und die Diskriminie-rung anderer Weltanschauungen zu beenden. Die Vielfalt der Weltanschauungen erfordert einen Staat mit mehr Säkularität und weniger Religiosität.

Zur gbs Stuttgart

Die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs, Stiftung zur Förderung des evolutionären Humanismus, www.giordano-bruno-stiftung.de) versteht sich als Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung, der zahlreiche bekannte Wissenschaftler, Philosophen und Künstler angehören. Ziel der Stiftung ist es, die Grundzüge eines logisch konsistenten, naturalistischen Weltbildes sowie einer säkularen, evolutionär-humanistischen Ethik und Politik zu entwickeln und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Stiftung versteht sich in diesem Sinne auch als Interessenvertretung und Sprachrohr aller einem rationalen Weltbild verpflichteten Menschen.
Die Regionalgruppe gbs Stuttgart/Mittlerer Neckar e.V. des Förderkreises der gbs vertritt die Anliegen der Giordano-Bruno-Stiftung auf regionaler Ebene und ermöglicht so eine aktive persönliche Mitarbeit der Förderer vor Ort. Uns eint die Überzeugung, dass eine moderne, an naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und einem säkularen Humanismus orientierte Weltanschauung einer aufgeklärten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts angemessen ist.
Die komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts können nicht mit den religiösen Vorstellungen der Vergangenheit gemeistert werden. Wir benötigen ein zeitgemäßes Weltbild, das im Einklang mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen steht, sowie eine Ethik, die sich konsequent an den individuellen Selbstbestimmungsrechten (etwa im Sinne der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte") orientiert. Als Evolutionäre Humanisten treten wir für kritische Rationalität, Selbstbestimmung, Freiheit und soziale Gerechtigkeit ein. Im Unterschied zu traditionellen Humanisten begreifen wir den Menschen jedoch nicht mehr als "Krone der Schöpfung", sondern als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution. Letztlich sind auch wir bloß "Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will" (A. Schweitzer), was sich auch in einem verantwortungsvollerem Umgang mit der Tierwelt niederschlagen sollte.

Kontakt/Ansprechpartner
 Pressesprecher
 gbs Stuttgart/Mittlerer Neckar e.V.
 Christoph Houtman
 E-Mail: cho.utman(at)we.b.de
 Werner Koch