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Newsletter Ausgabe Mai 2020

Freitag, 1 Mai, 2020 - 14:53

INHALT DIESES NEWSLETTERS­

­­­­MONATLICHE VERSAMMLUNG AM 14. MAI 2020 

­­Wegen Covid-19 findet das monatliche Treffen online mittels Videokonferenz statt. Die technischen Details zur Teilnahme findet Ihr hier. Eine Überprüfung Eurer technischen Ausrüstung für eine Videokonferenz vorab ist empfehlenswert.

Datum: 
Donnerstag, 14. Mai 2020 um 18:00 Uhr

Ablauf:
18:00 - 19:00 Uhr: Lösung eventueller technischer Probleme
19:00 - 20:30 Uhr: Organisatorisches
20:30 - 22:00 Uhr: Diskussion

Die Tagesordnung wird rechtzeitig per email an die Vereinsmitglieder geschickt und in das gbs-interne Forum gestellt.

Die gbs-Regionalgruppe Stuttgart/Mittlerer Neckar trifft sich an jedem zweiten Donnerstag des Monats. Interessierte sind herzlich willkommen.­

NEUE RADIOSENDUNG AM 27. MAI 2020­

­­Thema: Wie redlich sind Kleriker?
Es geht um gewisse religiöse Merkwürdigkeiten wie z. B. das Turiner Grabtuch, das letztes Jahr wieder zur Schau gestellt wurde, auch über den Heiligen Rock in Trier, aber ebenso über die "Reinheit" des heiligen Flusses Ganges, der den Hindus zur "Reinigung" dient. Und um einiges mehr.

Alle zukünftigen Radiosendungen können im Großraum Stuttgart direkt über UKW 99,2 MHz und im Kabel 102,1 MHz empfangen werden. Außerhalb des Großraums Stuttgart kann der auf FRS angebotene Live-Stream empfangen werden. Alle bereits vorhandenen Versionen unserer monatlichen Sendungen seit Januar 2012 können im YouTube-Kanal "gbs Stuttgart" nachgehört werden.

Freies Radio Stuttgart:
https://www.freies-radio.de/
 
Sendung:
https://www.freies-radio.de/sendungsdetails/202005272000
https://www.freies-radio.de/programm/tagesansicht/2020-05-27
 
YouTube-Kanal der gbs Stuttgart/Mittlerer Neckar:
https://www.youtube.com/gbsstuttgart

­FREIE RELIGIONSAUSÜBUNG UND CORONA­

­Auf der ganzen Welt respektieren viele Gläubige die Corona-Schutzmaßnahmen ihrer Regierungen, weil sie wohl in ihrem Innersten wissen, dass nur die wissenschaftlich fundierte Medizin der richtige Ratgeber in der Pandemie ist. Manche setzen sich jedoch darüber hinweg, da sie glauben, ihr Gott und ihr Beten schütze sie. Darüber hinaus scheint das gemeinsame Beten in Gotteshäusern derart unabdingbar für die Religionsausübung zu sein, dass darauf wider alle Vernunft nicht einmal zeitweilig verzichtet werden kann.
 
In Pakistan wurden die Versammlungsbeschränkungen für den diesjährigen Ramadan gelockert, die Moscheen werden mit Auflagen geöffnet. Mufti Muneeb-ur Rehman verkündete: "Das Thema Versammlungsverbot in Moscheen ist vom Tisch... Die Moscheen bleiben geöffnet." Wiederholt hatte die Polizei vergeblich versucht, die großen Menschenansammlungen vor und in den Moscheen zu unterbinden. Ein Gläubiger aus Karachi: " Wir sind Muslime und wir glauben an Allah, das schützt uns. Ein Muslim, der regelmäßig betet, dem kann keine Krankheit und keine Pandemie etwas anhaben… Nur Ungläubige werden von der Pandemie in Angst und Schrecken versetzt."
 
In Israel sind Gebiete, in denen besonders viele ultra-orthodoxe Juden leben, Corona-Hotspots. Viel zu lange wurden dort in grenzenlosem Gottvertrauen staatliche Schutzvorkehrungen missachtet. Ausgangssperren und Kontaktverbote wurden nicht eingehalten. Es wurden Hochzeiten gefeiert, Kinder wurden in Privatwohnungen gemeinsam unterrichtet. In der Hauptstadt der Ultra-Orthodoxen, Bnei Berak, haben sich so viele Menschen infiziert, dass die Stadt abgeriegelt und alte Menschen evakuiert werden mussten. Auch hohe religiöse Landesvertreter missachteten die Ausnahmeregeln.
 
Hierzulande trifft das Gottesdienstverbot die hohe Geistlichkeit ebenfalls schmerzlich. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, betonte, das Gottesdienstverbot sei während der Osterfeiertage für viele Gläubige "nur schwer zu ertragen" gewesen. Er hat zusammen mit den anderen Religionsgemeinschaften mit dem Innenministerium am 17. April 2020 Lockerungen ausgehandelt. Am 30. April hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass ein generelles Gottesdienstverbot nicht rechtens ist. In Ausnahmefällen und unter Wahrung von Vorsichtsmaßnahmen sind Gottesdienste zuzulassen. In einer Grußbotschaft an die muslimischen Gläubigen ruft er ihnen zu: "Für uns Christen haben die durch die Corona-Krise verursachten Einschränkungen gerade während des Osterfestes schmerzlichen Verzicht bedeutet. Nun müssen auch Sie sich während des Ramadans einer ungewohnten und belastenden Situation stellen." Nach dem Motto: Wenn wir schon leiden mussten, dann ihr auch. Schmerzen dürfte die Kirchenoberen auch die mit den Gottesdiensten ausfallende Kollekte. Und die Erfahrung, dass man vielleicht gar nicht so systemrelevant ist, wie man glaubt.
 
Papst Franziskus hält das Gottesdienstverbot gar für gefährlich, die Verbindung zu Gott könne sich vom "Gottesvolk" abkoppeln und zu einem "privaten Heilsweg" werden  (Achgottogott!).
 
Der frühere EKD-Chef Wolfgang Huber bemängelt hingegen den "wehleidigen Ton" der Kirchen bezüglich des Gottesdienstverbots: "Es ist mir lieber, wir sind vorsichtig und brauchen uns nicht vorzuhalten, dass eine Infektionsserie von Gottesdiensten ausgeht."
 
Der Eilantrag eines Katholiken in Hessen, der gegen das Gottesdienstverbot gerichtet war, wurde vom Bundesverfassungsgericht abgelehnt, wobei es allerdings feststellte, dass das Gottesdienstverbot ein "überaus schwerwiegender Eingriff in die Glaubensfreiheit" sei, der bei jeder Verlängerung streng zu überprüfen sei.
 
Pakistan:
https://hpd.de/artikel/pakistan-corona-massnahmen-werden-fuer-ramadan-gelockert-17968
https://www.tagesschau.de/ausland/pakistan-corona-101.html
 
Israel:
https://hpd.de/artikel/corona-hotspots-ultra-orthodoxen-juden-17955
https://www.tagesschau.de/ausland/israel-abriegelung-coronavirus-101.html
 
Deutschland:
https://neuesruhrwort.de/2020/04/15/gottesdienstverbot-baetzing-enttaeuscht/
https://dbk.de/nc/presse/aktuelles/meldung/bischof-baetzing-schreibt-muslimen-zum-fastenmonat-ramadan-2020/detail/
https://www.katholisch.de/artikel/25209-ex-ekd-chef-wehleidiger-ton-wegen-gottesdienstverbot-unangebracht
https://hpd.de/artikel/gefaehrliche-gottesdienstverbot-17961
 
Facebook-Seite der gbs Stuttgart:
https://de-de.facebook.com/gbsStuttgart/

PIUS XII UND DER HOLOCAUST­

­­­­Der Vatikan gab Anfang März 2020 die unter Verschluss gehaltenen Akten zu Pius XII (Papst von 1939 bis 1958) frei und machte sie für die Forschung zugänglich. Es handelt sich bei den Akten um sechzehn Millionen Seiten, die bisher nur zum Teil sortiert und digitalisiert sind. Hundertfünfzig Forscher aus aller Welt haben Interesse an den Archiven angemeldet. Historikern zufolge werden erste Erkenntnisse erst nach mehreren Jahren zu erwarten sein.
Dennoch behauptet der britische Kurienerzbischof Paul Gallagher vom vatikanischen Staatssekretariat, die Dokumente würden zeigen, dass Pius XII während des Zweiten Weltkrieges ein "mutiger Diplomat" gewesen sei und "grenzenlose Nächstenliebe" bewiesen habe. Der belgische Leiter des Staatssekretariats Johan Ickx hat einige Dokumente schon interpretiert und befindet, dass Pius XII "die Rettung von zwei Dritteln der Juden am Ende des Zweiten Weltkriegs zu verdanken" sei. Pius XII habe persönlich verfügt, die von Deportation bedrohten Juden in 235 Klöstern und Abteien von Rom zu verstecken. Der Oberrabbiner von Rom, Ricardo Di Segni, kritisierte das vatikanische Eigenlob. Die schnellen Schlussfolgerungen seinen "verdächtig", Pius habe bekanntermaßen nichts gegen die Deportation von 1022 Juden von Tiburtina nach Auschwitz unternommen. Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf aus Münster, einer der Ersten, der das Material sichtet, ist da vorsichtiger, will saubere Arbeit machen und warnt vor falschen Erwartungen und Überraschungen. In einem Interview beschreibt er die umfangreiche und komplexe Arbeit, die ihm bevorsteht. Neben seiner Rolle im Holocaust und im Weltkrieg interessiert den Historiker das Verhältnis des Papstes zu Amerika, seine Rolle bei der Gründung der CDU, der europäischen Vereinigung und zu Israel, das erst 1994 vom Heiligen Stuhl anerkannt wurde oder zur sog. Rattenlinie, mit der Nazis nach dem Krieg nach Südamerika gelangten. Inzwischen ist Wolf der Meinung, dass der Vatikan ein Schlüsseldokument zurückgehalten habe, das belegt, dass Pius besser über den Holocaust informiert war, als  bisher bekannt wurde. Dennoch schwieg der Papst. Seit 1965 läuft ein Seligsprechungsverfahren für Pius XII.
Die Deutschen Bischofskenferenz veröffentlichte am 29. April 2020 die Studie das "Wort zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren", das Bischof Georg Bätzing als Schuldbekenntnis sieht. Die zusammengetragenen Fakten auf den Seiten 12 bis 15 belegen, dass die Katholische Kirche während des Krieges "Teil der Kriegsgesellschaft" war. "Indem die Bischöfe dem Krieg kein eindeutiges Nein entgegenstellten, haben sie sich mitschuldig gemacht" so Bischof Heiner Wilmer, der der Deutschen Kommission Justitia et Pax vorsitzt. Diese hatte die Studie, an der auch die Bischofskonferenzen von Polen und Frankreich sowie die Kommission für Zeitgeschichte in Bonn mitarbeiteten, koordiniert.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/warum-es-jetzt-schon-aerger-um-die-pius-akten-gibt-16663700.html
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/vatikan-archive-zu-papst-pius-xii-was-hubert-wolf-erwartet/
https://www.kirche-und-leben.de/artikel/die-zeit-pius-xii-wusste-mehr-ueber-holocaust-als-bisher-bekannt/

SCHULE MIT DITIB UND CO­

­Die Landesregierung von Rheinland-Pfalz hat Anfang April Zielvereinbarungen mit vier Islamischen Verbänden unterzeichnet. Sie sollen zu deren Anerkennung als Religionsgemeinschaften führen und damit zu dem Recht, den islamischen Religionsunterricht zu gestalten. Bei den Verbänden handelt es sich neben DITIB Rheinland-Pfalz um die Schura Rheinland-Pfalz (Rat Islamischer Gemeinschaften), die Ahmadiyya-Gemeinde und den VIKZ (Verband der Islamischen Kulturzentren). Peter Rüttgers vom Kompetenzzentrum Islamismus kritisiert diese Entscheidung, da er die Verbände für islamistisch und ultrakonservativ hält: "DITTIB und Ahmaddiyya und einige Schura-Gemeinden vertreten eine antidemokratische Haltung, lehnen die Aufklärung sowie die Trennung von Kirche und Staat ab. Glaubensinhalte dürfen nicht hinterfragt werden, Kinder sollen dazu erzogen werden, sich unkritisch den religiösen Dogmen und Vorschriften zu unterwerfen, Frauen müssen sich den Männern unterordnen." Durch die Verträge mit der DITIB erhält die Türkei unter Erdogan die Möglichkeit, auf Bildungsinstitutionen in Deutschland Einfluss zu nehmen. Das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya sieht im Atheismus eine Gefahr für die deutsche Kultur.
 
In Hessen wird der islamische Religionsunterricht in Zusammenarbeit mit DITIB ab dem kommenden Schuljahr nicht mehr erteilt, da grundsätzliche Zweifel an der Unabhängigkeit von der türkischen Regierung nicht ausgeräumt werden konnten. Stattdessen wird ein Religionsunterrichtsangebot erprobt, das nicht bekenntnisorientiert ist.
 

https://mwwk.rlp.de/de/service/pressemitteilungen/detail/news/News/detail/landesregierung-schliesst-zielvereinbarungen-mit-islamischen-verbaenden/
https://hpd.de/artikel/kulturrelativismus-amts-wegen-17941
https://kultusministerium.hessen.de/presse/pressemitteilung/islamischer-religionsunterricht-zusammenarbeit-mit-ditib-hessen-wird-ab-dem-kommenden-schuljahr

BUCHEMPFEHLUNG­

­Susanne Schröter: Politischer Islam: Stresstest für Deutschland
ISBN 9783579082998
Gütersloher Verlagshaus, 2019
25,00 Euro

Bezugsmöglichkeit:
https://www.randomhouse.de/Buch/Politischer-Islam/Susanne-Schroeter/Guetersloher-Verlagshaus/e562610.rhd 
 
Der politische Islam ist eine Herausforderung, die einen fundamentalen Gegenentwurf zu Demokratie, Pluralismus und individuellen Freiheiten darstellt. Seine Vertreter streben die Umgestaltung von Staat und Gesellschaft anhand islamischer Normen an. Er ist auch dafür verantwortlich, dass viele Menschen den Islam generell mit Terror im Namen eines unbarmherzigen Gottes verbinden. Der politische Islam übt durch machtbewusstes und strategisch geschicktes Agieren seiner Funktionäre großen gesellschaftlichen Einfluss aus und dominiert zunehmend die staatliche Islampolitik. Das Buch richtet sich an alle Menschen, die zunehmend damit überfordert sind, in schwierigen Situationen zwischen einem politischen und anderen Formen des Islams zu unterscheiden (Lehrer, Polizisten, Justizangehörige u.a.) sowie an alle, die sich für den Islam in unserer gesellschaftlichen Gegenwart interessieren.
Der Autorin wird von einigen Seiten "antimuslimischer Rassismus" vorgeworfen.
 
Prof. Susanne Schröter ist Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam an der Frankfurter Universität. Sie forscht schwerpunktmäßig zu den Themen Islamismus und Dschihadismus, Frauenbewegungen in der islamischen Welt, Flüchtlinge und Integration sowie zu politischen, religiösen und ethnischen Konflikten.
 
Renzensionen:
https://www.randomhouse.de/Susanne-Schroeter-Politischer-Islam-Stresstest-fuer-Deutschland/Politischer-Islam/aid83905_20313.rhd
https://www.deutschlandfunk.de/politischer-islam-in-deutschland-wir-haben-einiges-zu.886.de.html?dram:article_id=465593
https://hpd.de/artikel/minenfeld-islamkritik-16791
https://www.youtube.com/watch?v=7UjLaUKS0k4­

ZITAT­

­"Das Wichtigste ist, seine Arbeit gut zu machen."
Albert Camus: La Peste ­

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