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Stuttgarter Konfessionsbindung weiter rückläufig

Christen in Stuttgart in der Minderheit

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Religionszugehörigkeit der Einwohner von Stuttgart im Zeitraum von 1986 bis Ende des Jahres 2019. Der konfessionsfreie Anteil der Bürger von Stuttgart bildet mit über 40% die größte Gruppe. Schon lange leben mehr konfessionsfreie Menschen als Katholiken oder Protestanten in Stuttgart. Die Mitgliedschaft in den beiden christlichen "Groß"-Kirchen zusammen ist in der Zeit von 76 Prozent auf 45,1 Prozent der Bevölkerung zurückgegangen. Selbst wenn man die Mitglieder der Freikirchen, der altkatholischen Kirche und der neuapostolischen Kirche dazurechnet, wurde im Jahr 2018 die 50%-Marke unterschritten. Christliche Kirchenmitglieder sind in der Minderheit. Aber es besteht noch viel Abwärtspotential, wenn man die tatsächlichen Kirchenbesucher als Maß nimmt. Bei den Katholiken geht nur jeder Zehnte in die Sonntagsmesse. Bei den Protestanten ist der Anteil der praktizierenden Christen, die in die Gottesdienste gehen, noch geringer.

Hinzu kommt das Verhalten der kirchlichen Stellvertreter, Gestalten von "hoher Moral und Ethik", die durch Geldverschwendung, Missbrauch, Diskriminierung von Homosexuellen, etc. der Bevölkerung zeigen, dass Kirchen Raum bieten für Macht und Missbrauch. Die Distanz zum überlieferten Leben Jesu in Armut und Bescheidenheit ist auch für christlich geprägte Mitmenschen kaum zu übersehen. Auch Kirchenmitglieder erkennen zunehmend, dass in den Kirchen nicht ein Gott am Werk ist, sondern selbstherrliche und selbst ernannte Stellvertreter.

Es ist an der Zeit, dass die Politik die Gruppe der konfessionsfreien Bürger zur Kenntnis nimmt, auch wenn sie sich nicht in Kirchen organisiert und keine eigenen Lobbyeinrichtungen in Form von kirchlichen Büros beim Regierungssitz unterhält. Einrichtungen wie z. B. politisch unterstützte "Runde Tische der Religionen" oder der "Rat der Religionen", die konfessionsfreie Weltanschauungen ausschließen, sollten entweder geöffnet oder eingestellt werden.

Von den Kindern im Alter von bis zu 6 Jahren sind in Stuttgart noch 23,5% Mitglied in einer der beiden Kirchen. Diese Entwicklung fordert politische Konsequenzen - z.B. Werte- oder Ethikunterricht ab der 1. Klasse – am besten für alle Schüler gemeinsam. Die Eltern der konfessionsfreien Schüler fordern die Regierung von Baden-Württemberg auf, die anhaltende Benachteiligung endlich abzustellen. Wenn das Land die öffentlichen Schulen, die befremdlicherweise als "Bekenntnisschulen" definiert sind, zu bekenntnisfreien öffentlichen Schulen umdefinieren würde, wäre der Religionsunterricht abgeschafft! Denn im Grundgesetz steht in Artikel 7, Abschnitt 3: Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach.

Völlig unverständlich ist die einseitige und außergewöhnliche politische Aufmerksamkeit für die Einführung eines (gemeinsamen –  für Sunniten, Schiiten, Aleviten, …) islamischen Religionsunterrichts. Wenn man berücksichtigt, dass die Familien mit Migrationshintergrund – "aus einem muslimischen Herkunftsland" – aus gutem Grund stillschweigend mehrheitlich säkularisiert sind, wird ein islamischer Religionsunterricht für den nach Herkunftsland "muslimisch" einsortiert wird, noch fragwürdiger. Laut Michael Blume, Buch "Islam in der Krise" sind von den Muslimen ca. 20% in Moscheevereinen organisiert – damit dürfte von den als "Muslimen" eingestuften Einwohnern höchstens 20% praktizierend gläubig sein. Ob diese 20 Prozent auch 5x am Tag beten, wie es ein gläubiger Muslim angeblich tun sollte, ist unbekannt und ist in Deutschland Privatsache und damit keine Staatsangelegenheit.